Frauen für den Frieden 2006

Den Besuch ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine/Krim nahmen die Frauen für den Frieden am 18. Mai 2006 zum Anlass um gemeinsam die Gräber der ehemaligen Kriegsgefangenen und Verschleppten zu besuchen.

Liebe Gäste aus der Ukraine, liebe Freundinnen und Freunde,

Im Namen der Frauen für den Frieden in der evangelischen Kirche von Westfalen/Gruppe Bochum möchte ich Sie recht herzlich begrüßen bei unserem gemeinsamen Gang zu den Gräbern der ehemaligen Kriegsgefangenen und Verschleppten. Kriegsgefangene und Verschleppte, die in Zwangsarbeit in Bochumer Betrieben von 1941 ? 1945 umgekommen sind und ermordet wurden.

Ich begrüße:

  • Antonia Karanda, Sie leisteten Zwangsarbeit bei der Fa. Mönninghoff und im Krankenhaus Bergmannsheil.
  • Taisija Kuzmenkowa, Zwangsarbeit in Bochum Linden. Frau Kusmenkowa ist die Schwester von Alexander, Tschikin
  • Alexander, Tschikin, der am 30. Mai 1944 hier in Bochum geboren wurde als seine Mutter zur Zwangsarbeit in Bochum war.
  • Nikolaj Kramar, der mit 5 Jahren zusammen mit seinen Eltern nach Deutschland / Bochum Weitmar verschleppt wurde. 1998 waren Sie schon einmal hier an diesen Gräbern.
  • Valerian Lopatto, der schon mehrere Male mit uns an diesen Gräbern war, hervorheben möchte ich Juni 2001 als wir die Namensbücher forderten und Juli 2004 als den hier ruhenden Toten ihre Namen zurückgegeben wurden.
  • Ljuba Owtschinnikowa, Sie wurden im März 1945 in Bochum geboren, Ihre Mutter arbeitete damals in der Küche der Zeche Caroline. Bei ihrem Besuch 1999 hier in Bochum trafen sie Else Sunkel, die als junges Mädchen auf Caroline in der Küche arbeitete und deren Mutter Babysachen für das Neugeborene, nämlich für Sie Ljuba brachte
  • Alexandra Petrajewa, Sie leisteten Zwangsarbeit bei einem Landwirt in Bochum
  • Vera Schutowa, auch Sie waren schon mehrere Male an diesen Gräbern, so auch Juni 2001 und Juli 2004 als den hier Verstorbenen ihre Namen zurück gegeben wurden.

Begrüßen möchte ich außerdem Wladimir Maljutin, auch ein alter Bekannter und Wegbegleiter, diesmal als Dolmetscher und Begleiter dieser Gruppe aus der Ukraine.

21 Jahre leisten wir Frauen für den Frieden Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit, einiges haben wir erreicht. Wir haben die politisch Verantwortlichen unserer Stadt für diese Arbeit sensibilisiert. Mit unseren Pflanzaktionen in den zurückliegenden Jahren sind wir der Macht des Vergessens entgegengetreten. Denn vergessen ist wie ein zweiter Tod der Opfer. Die Macht des Erinnerns gegen die Macht des Vergessens. Seit dem 10.Juli 2004 erinnern nun diese Namensbücher an jede Frau und jeden Mann, die als Kriegsgefangene und Verschleppte zwischen 1941 und 1945 in Bochum zu Tode kamen, umgebracht, ermordet wurden.

Es heißt nicht nur "1700 Kriegsgefangene und Verschleppte liegen hier".Sondern jede Frau und jeder Mann ist nun mit ihrem und seinem Namen gewürdigt worden. Diese Namensbücher sind ein wichtiges, sichtbares und lesbares Zeichen für die Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit in unserer Stadt. Auf Seiten aus Metall sind die Namen eingraviert, damit sie nicht verwittern, nicht zerstört und nicht aus dem Gedächtnis gelöscht werden. So treten die Namen der lang Vergessenen ins Bewusstsein. Sie leben mit uns und mahnen uns zu wacher Verantwortung.

Wir sind dankbar, dass Sie, liebe Gäste hierher gekommen sind und mit uns diesen Weg zu den Gräbern gehen; dass sie mit vielen Bochumer und Bochumerinnen über ihre damaligen Leidenserfahrungen gesprochen haben. Die Spurensuche, der bewusste Rückblick in unsere gemeinsame durchaus schreckliche Vergangenheit sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit. Mit Ihnen gemeinsam möchten wir einen Weg finden, der unseren Kindern eine Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit ermöglicht.

Ich hoffe und wünsche uns, dass noch viele ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen hier in Bochum unsere Gäste sein können. Denn wir in Deutschland, wir in Bochum brauchen weiterhin die Erinnerung und ganz besonders die Begegnung mit den noch lebenden Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen.

Ich danke Ihnen, dass Sie hierher gekommen sind.

Die Blumen als Zeichen der Hoffnung für einen würdevollen Umgang mit einander und als Zeichen der Erinnerung eingepflanzt in unsere Herzen.

Annemarie Grajetzky 18. Mai 2006 / Friedhof Freigrafendamm
Anlass: Besuch ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine/Krim
Frauen für den Frieden in der evangelischen Kirche von Westfalen/ Gruppe Bochum